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Sechs ökologische alternative Fasern für Papier und Verpackungen

Klimawandel. Plastikproblem. Ressourcenknappheit. Kein Wunder, dass Konsumenten immer mehr zu recyclingfähigen und nachhaltigen Verpackungen greifen:

2021 versuchten knapp 40 % auf zu viel Lebensmittelverpackungen – und knapp 35 % auf Plastikverpackungen bei Lebensmitteln zu verzichten.1
48 Prozent der Befragten in Deutschland sind bereit, mehr zu zahlen, wenn Online-Waren in Verpackungen geliefert werden, die ausreichend Schutz, einfache Handhabung und umweltfreundliches Material bieten.2

Auch die Politik strebt eine nachhaltigere Zukunft an: Seit 2019 gilt das Verpackungsmittelgesetz.
Es besagt, dass jeder, der gefüllte Verpackungen in Umlauf bringt, dafür verantwortlich ist, für deren Rücknahme und Verwertung zu sorgen. Verpackungen aus Papier gelten als besonders nachhaltig und recycelbar, weshalb sie immer attraktiver werden. Dazu kommt, dass Händler seit Anfang 2022 keine leichten Kunststofftragetaschen mehr an ihre Kunden ausgeben dürfen.3

Unverpackt liegt im Trend und falls verpackt wird, dann bitte nachhaltig.

Die Lösung zumeist: umweltfreundliche Verpackungen aus Papier.

Doch wie decken wir den steigenden Bedarf an Verpackungspapier und schützen die immer knapper werdende Ressource Holz, die viele weitere Anwendungsbereiche hat? Ein Anfang ist ein verantwortlicher Umgang. Zudem entlastet Recyclingpapier die Umwelt und schont den Rohstoff Holz. Aber wie sehen Alternativen aus, die sich weg vom typischen Holzzellstoff hin zu innovativen Lösungen und Neuland wagen?

Diese sechs alternativen Fasern für Papier geben Antworten:

1. Alternative Faser für Papier:

Fasern der Silphie – Energiepflanze und Powerpackung.

Silphie ist als Energiepflanze bekannt. Die Pflanze mit der markant leuchtenden gelben Blüte legt schnell an Biomasse zu. Sie wird in Deutschland bereits auf 8000 Hektar angebaut. Neu ist, dass wir sie bei der Papierherstellung einsetzen: Ihr Anteil von Zellulosefasern ist mit 50 Prozent sehr hoch. Dabei liefert sie viele und vor allem lange Fasern.

Das innovative Papier aus den Fasern der Silphie-Pflanze wird ständig weiterentwickelt und ist bereits vielfältig einsetzbar – von Faltschachteln über Papiertüten bis hin zu Displays am Point of Sale. Außerdem werden die Fasern chemikalienfrei gewonnen. Ein weiteres Plus dabei: Silphie-Papier wird einfach in den herkömmlichen Recycling-Kreislauf gegeben.

Diese Innovation ist noch sehr jung und wird in den Folgejahren immer komplexer ausgebaut für vielfältige Verpackungsanwendungen.

2. Alternative Faser für Papier:

Fasern der Bambuspflanze – die flexible Pflanzenpackung.

Bambus ist eine Pflanze aus der Gattung der Süßgräser. Sie ist eine der am schnellsten wachsenden Pflanzenarten der Welt aus Ländern mit tropischem bis subtropischem Klima – und wächst ohne die Hilfe von Düngemitteln oder Pestiziden.

Außerdem produziert sie etwa 30-35 Prozent mehr Sauerstoff als andere Pflanzen und Bäume.

 

Damit reduziert sie das in der Atmosphäre enthaltene Treibhausgas Kohlendioxid. Die äußerst flexible Bambusfaser eignet sich bestens als Rohstoff für Papier.

3. Alternative Faser für Papier:

Fasern des Zuckerrohrs – süß verpacken.

Zuckerrohr ist bekannt in Brasilien, China oder Thailand. Doch was macht diese schnell nachwachsende Pflanze als Faser-Alternative für Papier interessant? Pflanzenreste, die bei der Zuckerproduktion nach dem Auspressen der Zuckerrohre übrigbleiben, werden als „Bagasse“ bezeichnet. Diese kann energiesparend zu Bagasse-Papier verarbeitet werden.

Die Vorteile von „Bagasse“: Sie ist sehr robust, wasserresistent, fettdicht, vollständig biologisch abbaubar und kompostierbar. Und deshalb vielfältig einsetzbar, z. B. als Verpackungsmaterial.

4. Alternative Faser für Papier:

Fasern aus Tomatenstängeln – die vielseitige Frucht.

Biomasse von Tomaten für Papier nutzen? Das geht: Aus einer Kombination mit Altpapier werden die Stängel und Blätter der Tomate zu einer Vollpappe verarbeitet. Und die kann wiederum für wiederverwertbare Verpackung eingesetzt werden.

Aus einem Hektar Tomatenpflanzen sollen ausreichend Kartons für rund 600.000 Kilogramm Tomaten herstellbar sein.4 Das spart jede Menge Holzzellstoff für Papier ein.

5. Alternative Faser für Papier:

Fasern aus Gras – von der Wiese in die Verpackung.

Wenn es in Europa einen Rohstoff gibt, der hier in Hülle und Fülle wächst, dann ist es Gras. Warum nicht daraus ressourcenfreundliches und klimaschonendes Papier herstellen?

Gras hat viele Vorteile: Bei dieser Faser-Alternative kann auf Chemie verzichtet werden. Zusätzlich benötigt Gras bei der Aufbereitung kaum Wasser und Energie. Der Zusatz von Gras im Papier ist je nach Anwendungserfordernis variabel.

6. Alternative Faser für Papier:

Fasern aus der Hanfpflanze – reißfest, ohne Bedenken.

Was haben die Gutenbergbibel und die ersten Fassungen der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung gemeinsam? Sie bestehen aus Hanfpapier. Tatsächlich waren Hanffasern bis ins 19. Jahrhundert hinein der am häufigsten verwendete Rohstoff für die Papierherstellung, bis sie vom klassischen Holz abgelöst wurden.

Alle Teile der Pflanze können für die Verwertung genutzt werden. Das Papier ist öfter recycelbar und besitzt eine höhere Zug-, Reiß- und Nassfestigkeit. Hanfpapier kann bis zu 100 % Zellstoff in Verpackungen ersetzen.

Allerdings wirft ihr Image als Drogenpflanze einen Schatten auf die Nutzpflanze: Strikte Auflagen, die sicherstellen sollen, dass Nutzhanf nicht als Rauschmittel genutzt werden kann, schreckten die Bauern bisher vom Anbau ab. Doch das ändert sich gerade. Nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) stieg 2021 der Nutzhanfanbau auf 6.444 Hektar in Deutschland – eine Zunahme um 1.082 Hektar im Vergleich zum Vorjahr.5

Fazit:

Holzzellstoff ist und bleibt ein wichtiger Rohstoff in der Papierherstellung – und soll vor allem eins: unterstützt werden. Genau das bietet die zusätzliche Verwertung der aufgezeigten Pflanzen, deren Fasern das Potenzial bieten, den Anteil an Holzzellstoff in Verpackungen zu reduzieren.

Besonders sinnvoll ist ihr Einsatz, wenn sie regional weiterverarbeitet und eingesetzt werden. Dann stärken sie die ländliche Wirtschaft, verkürzen Transportwege und sparen CO2. Fakt ist: für eine nachhaltigere Zukunft sind innovative Ideen gefordert. Diese Faser-Alternativen zeigen, wie es gehen kann.

 

Quellen:

1| https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1259692/umfrage/bedeutung-der-verpackung-beim-lebensmittelkauf-in-deutschland/
2| https://packaging-journal.de/umweltfreundliche-verpackung-trend/
3| https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/dunne-plastiktueten-verboten-1688818
4| https://www.thegreenery.com/de/innovationen/pappkarton-aus-tomatenstangeln
5| https://www.ble.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/211001_Nutzhanfanbau.html

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